Die Kunst der Wunde

Nominiert für den Mülheimer Dramatikpreis 2023

Was ist hier aus dem Lot geraten? Warum schauen mich die Leute in der Bahn auf meinem Weg zur Arbeit so schief von der Seite an? Was ist geschehen, seitdem die Welt zum global village wurde und sich schleichend das Gefühl in mir breitmachte, ich könnte den Anschluss verlieren, dann meinen Job samt meinen Freunden, samt sozialem Ruf? Ein diffuser, nicht ganz fassbarer Grauschleier der Angst und Paranoia entsteht aus einem Gespräch von Stimmen: Gehe ich jetzt mit meiner Erschöpfung nach Hause zum Internet-Shoppen oder google ich lieber gleich die nächste ärztliche Konsultationsstelle? „Ich bin ein Gewaltakt wie ich über die Straße gehe, JEDER kann es sehen.“

Viele Ichs geistern durch einen vielfach gebrochenen Gesellschaftszustand, suchen ihren Sinn, ihre Realitäten, ihr Zuhause, ihre Fronten, rangeln darum, stattfinden zu dürfen. Sie werfen Schlaglichter auf Diskursfronten und Ängste einer Gesellschaft. Am Ende fragen sie sich, wer in ihrer Zusammenkunft eigentlich die Regeln gemacht hat. Wer führt den Diskurs? Welche Normen formen uns in unserem alltäglichen Zusammensein, wer hat die Deutungshoheit über die Normen? Wer bestimmt sie und wann werden sie problematisch?

Katja Brunner erschreibt sich gesellschaftspolitische Themen mit einer eigenwillig komischen wie verdichteten Sprache. Sie lässt ein Stimmengewirr auftreten, das menschliche Abgründe aufreißt, und schafft es, darin stets sowohl das Komische als auch das Absurde ausfindig zu machen.


Premiere 30.05.2022 im Schauspiel Leipzig

Uraufführung Schauspiel Leipzig 2022

Presse

"Sprachkunstwerk", Thilo Sauer, Deutschlandfunk Kultur


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